Toleranz, Mitgefühl und Solidarität füreinander sollten das ganze Jahr über gelebt werden. Aus diesem Grund hört der Pride Month bei uns nicht im Juni auf. Wir stellen euch in den kommenden Wochen Menschen aus der LGBTQ+-Community vor, die so lieb waren und ihre Erfahrungen und Gedanken mit uns teilen.
Beim letzten Mal hat uns Pablo von seinen Dating-Erfahrungen erzählt und davon, wieviele Dates er bei LOVOO brauchte, bis er seinen heutigen Lebenspartner gefunden hat. (Spoiler: Es reimt sich auf „meins“)
Heute geht es weiter mit Nikki. Auch Nikki gehört zum LOVOO Team und arbeitet als Influencer Marketing Managerin bei uns. In diesem Artikel verrät sie uns, was es für sie bedeutet queer zu sein.
Viele von uns wachsen in Gesellschaften auf, in denen Diversität und unterschiedliche Ausdrucksformen; sei es in der Kleidung oder Denkweise, nicht akzeptiert oder nicht gerne gesehen werden.
Zumindest bin ich mit diesem Gefühl in Mexiko City aufgewachsen. Es ist mir nie durch den Kopf gegangen, dass ich Frauen attraktiv fand und oft konnte ich dieses Gefühl kaum identifizieren, auch nicht in den sporadischen Begegnungen, die mir das Gefühl eigentlich innerlich bestätigt haben. Schließlich finde ich auch Männer attraktiv und hatte meine erste Beziehung mit 19.
Während meines Studiums in Köln habe ich zum ersten Mal Freundschaften mit queeren Menschen geschlossen und gleichzeitig elektronische Musik und die Underground-Szene für mich entdeckt. Im Vergleich zu Schwulen- oder Lesbenpartys fand ich auf diesen Partys und in dieser Gemeinschaft mehr Menschen, die sich nicht ausschließlich mit dem einen oder dem anderen identifiziert haben.
4 Jahre später hatte ich bereits mehr Erfahrungen in der queeren und Underground-Szene gesammelt und war bereits in einer Beziehung mit meiner Frau.
Queer sein ist für mich dieses Gefühl, diese Denkweise, dass wir uns alle gegenseitig Mitgefühl und Respekt schenken, dass wir unsere unterschiedlichen Ausdrucksweisen feiern.
Wir sind nach Berlin gezogen, da wir beide ein Leben in einer Gesellschaft suchten, in der unsere Würde als queere Frauen nicht verachtet wird und in der wir uns fast frei fühlen können.
Im Sommer 2019, haben wir das Whole United Queer Festival besucht. Dort habe ich zum ersten Mal zu 100% das Gefühl gehabt, dass sich alle gegenseitig respektiert haben – als Menschen. Jede*r macht seins und das ist auch gut so, keine Vorurteile, sondern ein friedliches Miteinander. Ich habe mich als Frau so frei und so sicher wie nie zuvor gefühlt.
Queer sein ist für mich dieses Gefühl, diese Denkweise, dass wir uns alle gegenseitig Mitgefühl und Respekt schenken, dass wir unsere unterschiedlichen Ausdrucksweisen feiern.
Queer bedeutet für mich, außerhalb des Konstrukts der Gesellschaft zu denken und zu leben. Ein Bewusstsein und Aufmerksamkeit für die Realität und die Menschen, denen wir begegnen entwickeln, und jeden Tag an sich selbst (Seele und Körper) zu arbeiten.
Ich bin nicht “proud” weil ich es möchte. Ich bin Teil verschiedener Minderheiten: Frau, Latina, Queer. Als Teil einer Minderheit wird man dazu gedrängt, sich selbst zu finden und seinen Wert in der Gesellschaft zu bestimmen, und das jeden Tag. Auch in Berlin.
Aber zumindest kann ich sagen, dass die Menschen dieser Stadt mir jeden Tag zeigen, gegen niemanden Vorurteile zu haben und nie zu vermuten, dass ich weiß, was die Person vor meinen Augen zuvor erlebt hat oder wie sie denkt.
Der Zusammenhalt und das Bestehen der Gemeinschaften aller Welt ist heute wichtiger als je zuvor. Mit unserem Talkshow- und Podcastprojekt „Technopussi“ hoffen ich und meine Frau, unsere Denkweise mehr Menschen nahezubringen und eine Plattform für offene Diskussionen und kreativen Austausch verschiedener Gemeinschaften in Berlin zu entwickeln (international, queer, underground, Rave und alle, die sich dadurch angesprochen fühlen).
Happy Pride 2020!