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Brudi oder Boyfriend? Ähneln wir im Laufe der Zeit unseren Partner*innen?
geschätzte Lesezeit: 3 Minuten, 53 Sekunden

Ist dir schonmal aufgefallen, dass sich Paare, die besonders lang zusammen sind, irgendwie ähneln? 

Schon komisch! Ist es bei Verliebten etwa so wie bei Hunden und ihren Halter*innen, denen man ebenfalls eine symbiotische Verwandlung nachsagt?
Wir haben uns das mal näher angeschaut.


Disclaimer: Viele der hier erwähnten Studien und Experimente sind schon Jahrzehnte alt und beweisen einmal wieder, wie weiß und heteronormativ die Wissenschaft lange war und bis heute teilweise ist. Bis auf wenige Ausnahmen beziehen sich die Belege hier ausschließlich auf weiße, heterosexuelle Paare. 


Ende der 1980er Jahre beschäftigte sich der US-amerikanische Sozialpsychologe Robert Zajonc mit dem vermeintlichen Phänomen, das sich Paare im Laufe der Zeit optisch annähern würden. Seiner Meinung nach ließe sich das auf den gemeinsamen Lebensstil und Gewohnheiten zurückschließen. Wer gemeinsam lacht, Sorgen teilt, sich ähnlich ernährt und Aktivitäten teilt, teilt auch die Spuren dessen, wie zum Beispiel Lach- oder Sorgenfalten. Gleichzeitig übernehmen wir Mimik, Gestik und sogar bestimmte Ausdrücke oder Sprachmelodien ganz unterbewusst von Menschen, mit denen wir Zeit verbringen.

ABER

Zajoncs sogenanntes Experiment basiert auf einer winzig kleinen Stichprobe von zwölf verheirateten, heterosexuellen Paaren, deren Ergebnisse nie geprüft – und dennoch zahlreich zitiert – wurden und bis heute werden. 

Am liebsten würden wir nur uns selbst daten

Ja okay, das ist jetzt ein wenig überzogen. Im Zuge von Zajoncs Untersuchungen haben Forscher*innen aber noch einmal näher hingesehen und etwas Verblüffendes festgestellt: Viele Paare sehen sich tatsächlich ähnlich. Widerlegt wurde, dass dies im Laufe der Zeit geschieht, sondern… und hier solltest du kurz innehalten, ein- und ausatmen, denn das ist spannend:

…, dass die Paare sich von vornherein ähnlich sahen! 


Und dazu gibt es so einige Belege. 

Mithilfe moderner Technik haben Wissenschaftler*innen 2013 ein spannendes Experiment gemacht: Den Probanden wurden die Gesichter ihrer Partner*innen gezeigt – allerdings digital bearbeitet. Einige Gesichter wiesen bestimmte Merkmale fremder Personen auf, andere die Merkmale der Probanden selbst. Egal, welches Geschlecht, die Merkmale des eigenen Gesichts im Gesicht der Partner*innen zu sehen, wurde immer als besonders attraktiv bewertet. 

Das hat jetzt nicht so sehr etwas damit zu tun, dass wir allesamt selbstverliebte Narzisst*innen sind, sondern damit, dass wir Dinge und Gesehenes, das wir kennen, generell positiv bewerten. Bereits Bekanntes vermittelt uns Sicherheit, beruhigt uns und verläuft völlig unterbewusst ab.

Gleichzeitig daten die meisten Menschen innerhalb des eigenen sozialen Umfelds, treffen Menschen mit sehr ähnlichen Lebensrealitäten, verlieben sich oft eben auch in jemanden aus der Nachbarschaft, dem Sportverein, der Universität oder dem Arbeitsplatz. In „Warum Liebe endet” schreibt die Soziologin Eva Illouz, dass die meisten Menschen am Ende jemanden heiraten, der oder die nur ein bis zwei Blöcke entfernt wohnt.

Die Möglichkeit, die Welt zu bereisen, neue Kulturkreise zu erleben, Horizonte zu erweitern und eben auch Dating Apps wie wir brechen diesen Kreis mittlerweile auf. Bei uns gibt es keine sozialen Blasen mehr. Die Anwältin chattet mit dem Bäcker und der Banker schickt einen Icebreaker an den Fotografen. Aber dieser Wandel ist eben noch recht neu.

Und dann ist da noch die Sache mit Mama und Papa

In einer weiteren Studie wurden den Teilnehmenden Fotos von Menschen gezeigt, deren Attraktivität sie bewerten sollten. Die Menschen wurden immer dann als attraktiver wahrgenommen, wenn kurz vor dem Foto in Sekundenschnelle ein Bild des gegengeschlechtlichen Elternteils aufblitzte. Auch hier scheinen wir wieder toll zu finden, was wir kennen – bzw. haben Mama oder Papa hier Einfluss genommen. 


Ist da etwas dran? Wenn du an deine Ex-Partner*innen denkst … sehen sie deiner Mutter oder deinem Vater ähnlich?

Äh, würde hier mal bitte jemand weiterforschen?

Wie du siehst, gibt es viele Theorien und noch immer einiges an Forschungsbedarf. Spannend wäre doch wie es bei People of Colour oder Paaren aus verschiedenen Kulturkreisen und Hautfarben oder gleichgeschlechtlichen Paaren aussieht (wobei hier zumindest schon einmal auf einen sehr amüsant und vielleicht ein wenig verstörenden tumblr-Account namens BoyfriendTwin zu verweisen ist). Auch der interaktive Instagram-Account Siblings or Dating ist einen Besuch wert.  

Die Sache mit den Outdoorjacken

Warst du schon einmal an der Ostsee oder Nordsee im Urlaub? Dann sind dir die älteren Ehepaare aufgefallen, die meistens in der gleichen Wetterjacke (entweder gleiche Farbe oder er in coolem Blau und sie in neckischem Rot) durch die Dünen rascheln. Denn natürlich passen wir uns mit der Zeit ein wenig aneinander an – und wenn es nur in Bezug auf Funktionsmode ist.

Brad Pitt kann davon ein Lied singen. Wie er sich wohl an der Seite von Lady Gaga oder Doja Cat kleiden würde?

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